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Ist Trauer wirklich Arbeit?

  • katharina-bergmann
  • vor 7 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

Ja – Trauer ist schwere, lange Arbeit. Vielleicht die schwerste Arbeit überhaupt. Eine, die nie endet, sagen die einen.


Nein – Trauer ist Teil des Lebens, trifft jeden von uns, gehört integriert, sagen die anderen.


Trauer ist zunächst einmal ein mächtiges Gefühl. Zutiefst körperlich. Ein Gefühl, das eigene Wege geht, wenn es nicht gelebt wird – wie ein Fluss, der sich immer seinen Weg bahnt und, wird er zu lange gestaut, sich ins Tal ergießt und alles Leben unter sich ertränkt. Trauer kann aber auch weich sein, pulsierend, und ja, sie kann Teil des Lebens werden, wenn wir lernen, sie zuzulassen, ohne dass wir den Verlust vergessen müssen.


Es gibt viele Arten der Trauer – oder vielleicht vieles, was betrauert werden kann. Natürlich steht hier an erster Stelle der Verlust eines geliebten Menschen. Verlieren wir ein Kind, würden die meisten sagen, dies sei der schlimmste Verlust überhaupt. Aber auch wenn Menschen nach einem langen, erfüllten Leben von uns gehen, hinterlässt das oft einen tiefen Schmerz und eine Leere. Wir nehmen nicht nur Abschied von diesem Menschen an sich, sondern auch von dem, was dieser Mensch für uns repräsentierte – vielleicht Konstanz, vielleicht ein Stück Kindheit.


Doch Trauer beschränkt sich nicht nur auf den Tod eines Menschen. Auch Lebenspläne, unerfüllter Kinderwunsch, der Verlust des Elternhauses, der Jugend, eines Traums oder der Gesundheit – all dies darf betrauert werden.


Die kognitive Verhaltenstherapie wendet sich diesem Thema in der sogenannten „Trauerarbeit“ zu – ja, sie geht, rein methodisch betrachtet, davon aus, dass Trauer bearbeitet werden kann. Dies geschieht beispielsweise durch exzessives Schreiben oder durch die Fokussierung der entsprechenden Emotionen – und wirkt meist auch sehr gut. Doch es geht nicht ums Vergessen. Ein Teil der Trauer wird vielleicht immer bleiben; er hält die Verbindung zum Verstorbenen oder zum Verlust. Dennoch können wir lernen, wieder ein lebenswertes Leben zu führen, ohne dass wir gelähmt werden.


Tragen Sie Trauer mit sich herum – vielleicht seit vielen Jahren – und wissen nicht, wie Sie damit umgehen können? Mir ist bewusst, dass dieses Thema ein schweres ist, das sich nicht durch einen kurzen Blogartikel lösen lässt. Es geht mir vielmehr darum, Raum für ein wenig Verständnis für sich selbst und für Selbstmitgefühl zu öffnen.


Was Sie für sich selbst tun können:


– Es ist völlig normal zu trauern – auch nach vielen Jahren. Sie sind damit nicht allein.


– Es kann sehr schwer sein zu trauern, vor allem wenn wir allein sind. Vertrauen Sie sich jemandem an – vielleicht hilft ein Psychotherapeut oder auch eine Trauergruppe.


– Schuld bindet Trauer. Die Trauer kann ohne Schuld nicht frei sein. Vielleicht gelingt es Ihnen, Schuld in Verantwortung zu verwandeln, um sich selbst etwas Gutes zu tun.


– Neben der Trauer darf das Leben wieder auftauchen. Trauer darf in ihrer größten Intensität zeitlich begrenzt sein.


Ich wünsche Ihnen alles Gute.


Herzlichst

Ihre Katharina Bergmann



ree

 
 
 

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